Wettbewerb Saison Erfahrungsbericht

Clubtrials, Alpenpokal, Bayerische Meisterschaft

von Axel Köster · 13. Januar 2018

 

  1. Wer kann an Wettbewerben teilnehmen, wer braucht eine Lizenz?
  2. Anmeldung / Nennung
  3. Technische Abnahme
  4. Wettbewerb Ablauf
  5. Wertung / Siegerehrung
  6. Zusammenfassung Saison 2017
  7. Erfahrungen · Aus Fehlern Lernen
    1. Fitness
    2. Dehydration
    3. Überanstrengung
    4. Alkohol
    5. Podiumsplatz verschenkt mangels Konzentration
  8. Fazit

Wer kann an Wettbewerben teilnehmen, wer braucht eine Lizenz?

Das legen die Veranstalter fest, die Teilnahmebedingungen stehen in der Ausschreibung für die jeweilige Veranstaltung. Neben einigen lizenzfreien Veranstaltungen sind die meisten nationalen Wettbewerbe lizenzpflichtig und erfordern vom Fahrer den Erwerb einer Motorradsportlizenz oder einer Motorsportclub-Mitgliedschaft (bei Kindern und Jugendlichen einen Jugendgruppenausweis oder Sportausweis eines Verbandes). Beim Trial-Alpenpokal benötigt z.B. jeder Erwachsene eine DMSB Lizenz (min. C-Lizenz). Für Gelegenheitsfahrer gibt es Tageslizenzen (15 €, gilt für ein Wochenende, also 2 Tage) und für Vielfahrer die Jahreslizenz (80 €).
Die Jahreslizenz kostet für Mitglieder einer den DMSB tragenden Vereine deutlich weniger. Wer noch kein Mitglied in einem entsprechenden Verein ist (ADAC, DMV, AvD, ADMV, ACV, VFV, PCD), für den lohnt sich z.B. der Eintritt in den DMV, dort kostet die C-Lizenz 29 € und die Mitgliedschaft 54 €, also mit 83 € Gesamtkosten nur 3 € mehr als die C-Lizenz ohne Mitgliedschaft (und man bekommt noch den kompletten Pannendienst für‘s ganze Jahr, wie beim ADAC).
Bis 2017 konnte man die DMSB Lizenzen vor Ort erwerben, seit 2018 geht das nur noch online. Das muss bei der Planung berücksichtigt werden, da zwischen Bestellung der DMSB-Lizenz, Bearbeitung und Zusendung per Post ein paar Tage vergehen können.


Anmeldung / Nennung

Bei den meisten Veranstaltungen kann man sich vor Ort anmelden, bei manchen auch online. Wer an ganzen Wettbewerbs-Serien wie z.B. Trial-Alpenpokal oder Jura-Trialpokal teilnehmen will, meldet sich dort vorher online an und besorgt sich eine feste Startnummer für die ganze Saison. Für einen einmaligen Besuch bekommt man aber auch die Startnummer bei der Anmeldung vor Ort. Pro Wettbewerb wird noch ein „Nenngeld“ erhoben, das ist i.d.R. vor Ort bar zu entrichten (z.B. 18 € für Erwachsene, 12 € für Kinder / Jugendliche). Bei der Anmeldung bekommt man für die erste Runde eine Rundenkarte ausgehändigt, in der die Startnummer und Rundennummer eingetragen wird. Mit dieser Rundenkarte geht man mit dem Motorrad zur technischen Abnahme, wo die Regelkonformität des Motorrads und der Schutzausrüstung geprüft und vermerkt wird. Fehlt dieser Vermerk auf der Karte, wird der Fahrer nicht gewertet.

Technische Abnahme

Vor dem Start wird u.a. geprüft, ob beim Motorrad ein Not-Aus-Abrissschalter vorhanden ist und funktioniert, ob die Federung und Bremsen funktionieren, die Lager nicht ausschlagen, das Kettenblatt geschlossen ist, eine Finne den Spalt zwischen Kettenblatt und Kette abdeckt, zulässige Reifen montiert sind, keine unzulässigen Komponenten oder Materialien verwendet wurden, der Helm des Fahrers der geforderten Norm entspricht, etc. Über den Sinn und Zweck dieser Startzulassungsvoraussetzungen wird oft diskutiert, im Wesentlichen sollen sie aber die Sicherheit der Teilnehmer gewährleisten. Die jeweiligen gültigen Regeln werden in der Ausschreibung erwähnt, i.d.R. gelten die Technischen Reglements des DMSB.

Wettbewerb Ablauf

Je nach Anzahl der gesteckten Sektionen werden diese entsprechend häufig in Runden gefahren (z.B. bei 15 Sektionen 2 Runden oder bei nur 6 Sektionen 4 Runden). Bei manchen Wettbewerben ist die Reihenfolge der Sektionen vorgegeben, bei manchen besteht freie Sektionswahl. Um Stauungen in den Sektionen zu vermeiden, beginnen oft bei vorgegebenem Rund-Kurs und gleichzeitigem Start aller Klassen die verschiedenen Leistungsklassen in verschiedenen Sektionen, oder es starten die unterschiedlichen Leistungsklassen zu verschiedenen Zeiten (z.B. Klassen 8,7,6,5 vormittag 09:30 Uhr und Klassen 4,3,2,1 mittag 12:00 Uhr). Das liegt im Ermessen der Veranstalter und ist in der Ausschreibung beschrieben, ebenso die zulässige Gesamt-Fahrzeit. Pro gefahrene Sektion wird die Anzahl der Strafpunkte mit einer Lochzange vom Helfer des Punktrichters eingestanzt, dabei werden in jeder Sektion unterschiedliche Lochzangen benutzt um Manipulationen zu erschweren. Sind alle Sektionen absolviert, wird die Rundenkarte für die Wertung abgegeben und eine neue Runde beginnt mit einer neuen Rundenkarte.


Wertung / Siegerehrung

Die auf den Rundenkarten vermerkten Strafpunkte werden bei der Wertung zusammengerechnet, wer die wenigsten hat ist Sieger. Bei Punktegleichstand wird verglichen wer die meisten 0er hat, danach die meisten 1er, 2er, etc., das bessere Ergebnis in der letzten, vorletzten Runde, etc. Besteht dann immer noch Gleichstand, werden zusätzliche Prüfungen der betroffenen Fahrer vorgenommen: zusätzliche Sektionen werden solange gefahren, bis jemand weniger Strafpunkte hat.
Bei der Siegerehrung gibt es i.d.R. nur für die ersten drei Platzierten Pokale, manchmal auch Sachpreise und/oder Urkunden und/oder Medaillen. Für Einsteiger und Anfänger sind Pokale eine große Freude, langjährige Fahrer freuen sich mehr über Sachpreise. Wer schon einige Hundert Pokale zuhause rumstehen hat, der kann sicher mehr mit einem Gutschein oder z.B. Kettenspray anfangen als mit einem weiteren „Staubfänger“ 😉

Zusammenfassung Saison 2017

Als Trial-Späteinsteiger (mit 50) hatte ich in meiner ersten Wettbewerb Saison lediglich den frommen Wunsch, möglichst verletzungs- und schadenarm durchzukommen, sowie in den Wertungen möglichst nicht Letzter zu werden. Die niedrigste Klasse 6 (Rot · „Neuling / Einsteiger“) erschien mir als erwachsener Mann zu „würdelos“, also übersprang ich sie entgegen den Ratschlägen meiner Trainer und begann gleich in der nächsthöheren Klasse 5 (Schwarz · „Anfänger“). Immerhin hatte ich schon ½ Jahr regelmäßiges Training hinter mir und wollte bei den Wettbewerben etwas lernen und eine anspruchsvolle Herausforderung erfahren. Dass es dann in der Jahres-Gesamtwertung sogar zu Platz 1 in der Oberbayerischen Meisterschaft 🏆, Platz 6 in der Bayerischen Meisterschaft und Platz 34 im Alpenpokal (bei 69 Startern) gereicht hat freute mich riesig 😃
Insgesamt 33 Veranstaltungen (7 Tageskurse / Lehrgangstage und 26 Wettbewerbe), darunter sämtliche Läufe der Bayerischen Meisterschaft und des Alpenpokals sowie div. Clubtrials fanden damit für mich einen erfreulichen Abschluss der Saison. Da ich nun die notwendigen Fahrtechniken für Klasse 5 ausreichend gut beherrsche, freue ich mich 2018 auf neue Herausforderungen in der nächsthöheren Klasse 4 (Grün · „Fortgeschrittene“).


Erfahrungen · Aus Fehlern Lernen

1.) Fitness

Wer keinen körperlich anstrengenden Beruf ausübt oder nicht regelmäßig Sport treibt wird am Anfang schnell merken, dass beim Trial Muskeln gefordert werden, die im normalen Alltag ganz selten gebraucht werden und deshalb für diesen Sport zu schwach sind. Demzufolge sind Erschöpfung und Muskelkater noch die geringsten Beschwerden nach anstrengenden Wettkämpfen. Ambitionierte Fahrer sorgen deshalb neben regelmäßigem Trial-Training nicht nur durch Kraft-, Konditions- und Dehn-Übungen für die notwendige körperliche Fitness, sondern auch durch eine ausgewogene Ernährung für die Versorgung mit der notwendigen Energie und den notwendigen Nährstoffen, sowie mit ausreichend Schlaf für die notwendige Regeneration nach den Anstrengungen. Wer Fitnessstudios nicht mag, findet je nach Jahreszeit mit einfachen Übungen gute Alternativen an der frischen Luft und zuhause (Laufen, Radfahren, Schwimmen, Rudern, Klimmzüge, Kniebeuge, Kreuzheben, Liegestütze, Bauchpressen, Gymnastik, Dehnen, etc.). Dadurch lassen sich viele Verletzungen vermeiden, wie z.B. mehrwöchige Zwangspausen wegen Überdehnungen oder gar Muskelfaserrissen bei Stürzen mangels Beweglichkeit.

2.) Dehydration

Wer sich den „Luxus leisten kann“, bei Wettkämpfen einen Minder/Wasserträger dabei zu haben ist eindeutig im Vorteil. Er kann nicht nur im „Falle eines Falles“ schadenvermeidend zugreifen und wertvolle Tipps bei der Wahl der geeigneten Spur geben, er sorgt auch für die regelmäßige Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen. Wer diese Unterstützung nicht genießen kann, muss sich selbst drum kümmern. Insbesondere die kontinuierliche Versorgung mit Flüssigkeit ist nach meiner Erfahrung beim schweißtreibenden Wettkampf am entscheidendsten. Wenn man bedenkt, dass wir Menschen bei sportlicher Belastung unter Hitzebedingungen (über 25°C) ein bis zwei Liter Schweiß pro Stunde verlieren können, wird klar, dass nur einmal pro Runde beim Rundenkartentausch etwas zu trinken bei Kälte ausreichen mag, bei Hitze aber keinesfalls. Da eine Flasche mitzutragen eher unpraktisch ist, habe ich mich für einen Trinkrucksack entschieden. Seitdem ich nach jeder Sektion etwas trinken kann und damit den Flüssigkeitsverlust vom Schwitzen sofort ausgleichen kann, behalte ich meine Konzentration und Kraft im Wettkampf wesentlich länger.
Als wirksamstes „Rezept“ hat sich bei mir klares Trinkwasser mit ½ TL Steinsalz und ½ frisch gepresste Zitrone pro Liter herausgestellt. Bei dem Fassungsvermögen von 3 Litern und einem Verbrauch von ca. 1 L/h komme ich damit bestens durch einen kompletten Wettkampf. Zwischendurch beim Rundenkartenwechsel gerne noch zusätzlich etwas Saft und Obst zur Nährstoffversorgung.

3.) Überanstrengung

Bei einer Doppelveranstaltung im Frühjahr war ich nach dem ersten Wettkampf von Freunden zu einem Spaziergang um einen See eingeladen. Etwas Bewegung an der frischen Luft zur Entspannung ist gut zur Erholung vor dem Wettkampf am nächsten Tag, dachte ich mir. Der „Spaziergang“ entpuppte sich allerdings zu einer mehrstündigen Bergwanderung mit mehreren hundert Höhenmetern im Schnee. Nach dieser weiteren Anstrengung hatte ich zwar einen hervorragenden Schlaf in der Nacht, am nächsten Tag war ich aber zu schwach für den erneuten Wettkampf. Bereits nach der ersten Runde musste ich völlig erschöpft aufgeben, das Risiko für Verletzungen war mir zu groß geworden, zumal der schlammige Boden und die rutschigen Hindernisse durch den Dauerregen über Nacht die Bewältigung der Sektionen zusätzlich erschwerten.
Der Körper braucht Ruhe zur Regeneration, mit zunehmendem Alter um so mehr. Am besten vermeidet man nach anstrengenden Wettkämpfen zusätzliche kräfteraubende Aktivitäten wenn am nächsten Tag bereits der nächste Wettkampf wartet!

4.) Alkohol

Bei einer anderen Doppelveranstaltung im Sommer habe ich nach dem ersten Wettkampf im Fahrerlager mit Freunden gemütlich beim Grillen gefeiert und dabei ein paar kühle Bier getrunken. Als es dunkel wurde ging ich noch mit zu einer Party eines befreundeten Motorsportclubs. Wenn man so gemütlich beisammen sitzt, gemeinsam singt und feiert, merkt man weder wie schnell die Zeit vergeht noch wie schnell die Flaschen leer werden. Am nächsten Tag gut ausgeschlafen und ohne Kopfweh, nach einem gesunden Frühstück, merkte ich jedoch bereits in den ersten Sektionen, dass etwas nicht in Ordnung war. Alles ging unheimlich schwer, ich war sehr schnell „außer Puste“ und die Konzentration ließ deutlich nach. Als ich dann in der vierten Sektion trotz zweimaligem Begehen ein Tor übersah und deshalb 5 Strafpunkte bekam wurde mir klar, besser aufzugeben statt noch schlimmere Fehler zu riskieren. Durch den regelmäßigen Sport war ich Alkohol nicht mehr gewohnt und brauchte nach so einer Nacht ganz offensichtlich deutlich länger bis zur vollständigen Regeneration als sonst. Früher waren ein paar Drinks bei Parties keinerlei Problem am nächsten Tag, da hatte ich allerdings auch keine anstrengenden Wettkämpfe. Insbesondere wenn die Anfahrt mehrere hundert Kilometer weit ist, ist ein Wettkampfabbruch wegen so einem Lapsus besonders ärgerlich, von der „verspielten“ Wertung/Platzierung ganz zu schweigen.
Nach einem anstrengenden Wettkampf trinkt man besser kein Alkohol wenn der nächste Wettkampf am nächsten Tag wartet (wenn überhaupt, dann nur wenig)! Oder schnell aufsteigen – die Klassen 4, 3, 2 und 1 starten i.d.R. 3h nach den leichteren Klassen 5, 6, 7 und 8. 😉🍻

5.) Podiumsplatz verschenkt mangels Konzentration

Bei einem der letzten Wettbewerbe habe ich in der vierten Runde in einer sehr leichten Sektion, die ich in den vorherigen drei Runden jeweils ohne Anstrengung mit „Null“ gemeistert habe, mangels Konzentration völlig sinnlos versagt und 3 Strafpunkte kassiert. Statt wie gewohnt die Sektion vorher zu begehen und bewusst zu befahren, fuhr ich unkonzentriert „mit den Gedanken sonstwo“ direkt nach der Ankunft rein, kam mehrmals ins Stottern und musste ein paar Füße setzen. So landete ich in der Endwertung statt mit 18 Punkten auf dem Podest (Platz 3, 1 Punkt Abstand zu Platz 2 und 5 Punkte Abstand zu Platz 1) mit 21 Punkten auf Platz 4. Nun geht es in unserem Sport ja bekanntermaßen um keine nennenswerten Gewinne. Da aber in diesem Club vor einem Jahr mein allererster Wettbewerb stattfand, wäre nun, ein Jahr später, ein Podestplatz natürlich die Krönung für mich gewesen. Hätte, hätte, Fahrradkette 😂
Deshalb: immer konzentriert und bewusst bei der Sache sein, auch wenn die Sektion noch so einfach scheint!

Fazit

Wenn man ein paar grundsätzliche Dinge berücksichtigt, kann man selbst als kompletter Neuling stressfrei die Freuden der Wettbewerbe genießen und dabei in verhältnismäßig kurzer Zeit sehr viel lernen. Ständig neue und interessante Gelände und Sektionen, dazu jede Menge neue Freunde, und das alles an der frischen Luft mit Gleichgesinnten ... was kann es schöneres geben? Die Kosten für diesen wunderbaren Sport halten sich in Grenzen, ebenso die Verletzungsgefahr, vorausgesetzt man kennt seine Grenzen und berücksichtigt sie auch. Dann macht man auch nicht zu viel kaputt, weder am Motorrad noch an sich selbst.
Durch regelmäßiges Training hält man sich fit und bleibt in Übung, und mit den entsprechenden Protektoren (Knie, Ellbogen, Rücken) kann man die meisten Verletzungen vermeiden.

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